„Ida Kerkovius - Sie ist ganz Kunst“

Ida Kerkovius und die Kraft der Farbe.

Wann?

13.01.2019 - 31.03.2019

Was?

Ausstellung

Den Kern der Ausstellung „Sie ist ganz Kunst – Ida Kerkovius und die Kraft der Farbe" bildet ihre Malerei, die sich frei von künstlerischen Modeströmungen zeigt, und in der verschiedene malerische Ansätze nebeneinander her existieren.

Als Meisterschülerin Adolf Hölzels in Dachau und Stuttgart und spätere Studentin am Weimarer Bauhaus gehört Ida Kerkovius (1879-1970) zu den außergewöhnlichen Künstlerinnen in Deutschland. Gleichwohl kam die Anerkennung ihres Schaffens erst spät. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg war sie nur einem kleineren Kreis mit ihr befreundeter Künstler wie Alexej von Jawlenski, Oskar Schlemmer oder Willi Baumeister bekannt. Mit ihrer ersten großen Einzelausstellung im Jahr 1948 sollte sie innerhalb kürzester Zeit auch einer breiten Öffentlichkeit bekannt werden und bekam 1954 durch den damaligen Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland, Theodor Heuss, das Bundesverdienstkreuz verliehen. Heute gilt die von ihren Freunden „Kerko" oder „Kevo" genannte Künstlerin als eine der bedeutendsten deutschen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts.

Nicht nur in der Malerei, in der sie die Grundprinzipien der Lehren Adolf Hölzels weiterentwickelte, ist das Werk Ida Kerkovius‘ ausdrucksstark und vielfältig. Auch die

Teppichweberei, mit der sie sich von 1920 bis 1924 am Weimarer Bauhaus intensiv beschäftigte, wurde unter ihren Händen zu einer Kunstform und ermöglichte ihr in den Jahren 1933 bis 1945 das finanzielle Auskommen. Ab Mitte der fünfziger Jahre stellte sie überdies Glasfenster für verschiedene öffentliche Gebäude her.

Den Kern der Ausstellung „Sie ist ganz Kunst – Ida Kerkovius und die Kraft der Farbe" bildet ihre Malerei, die sich frei von künstlerischen Modeströmungen zeigt, und in der verschiedene malerische Ansätze nebeneinander her existieren. So gibt es bei Kerkovius keine entwicklungsbedingte Abfolge unterschiedlicher Ausdrucksformen, sondern spätestens seit den 1930er Jahren ein Nebeneinander von impressionistischer, expressionistischer und abstrakter Bildsprache, von gegenständlichen, ungegenständlichen oder gar phantastischen Bildthemen. „Ich bekenne mich zu keiner Kunstrichtung, sondern bin immer bestrebt, wie am Anfang meiner Entwicklung den Gefühlen die in mir leben, Gestalt, Qualität und Ausdruck zu geben, sei es im Bild oder im angewandten Werke", so betonte sie im Jahr 1949 und verfolgt damit trotz des äußerst heterogenen Umganges mit Stilformen Hölzels Paradigma vom „Primat der Mittel".

Ida Kerkovius wird am 31. August 1897 als viertes von zwölf Kindern einer wohlhabenden Familie in Riga geboren und verbringt 1902 einige Monate in Dachau, um bei Adolf Hölzel zu studieren, dem sie nach einem kurzen Aufenthalt in Berlin 1908 als Meisterschülerin an die Württembergischen Akademie der Künste folgt. Dort unterrichtet sie 1913 Johannes Itten, der 1920 ihr Lehrer am Bauhaus werden wird. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges wird ihr von den deutschen Behörden die russische Staatsangehörigkeit aufgezwungen, erst 1922 gelingt es ihr, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen. 1920 geht Ida Kerkovius an das Bauhaus in Weimar und studiert unter anderem bei Walter Gropius, Wassily Kandinsky und Paul Klee. 1925 kehrt sie nach Stuttgart zurück, wo sie sich vornehmlich der Teppichweberei widmet. Nachdem sie Anfang der dreißiger Jahre ihre ersten abstrakten Werke malt, werden 1937 drei ihrer Werke während der nationalsozialistischen Aktion „Säuberung des Kunsttempels" beschlagnahmt, woraufhin sie sich aus der Öffentlichkeit zurückzieht. Ein Großteil ihrer Werke wird 1944 bei einem Bombenangriff in ihrem Stuttgarter Atelier vernichtet. Mit Hilfe ihrer Freundin Hanna Bekker vom Rath, die seit 1947 ihre offizielle Förderin ist, wird sie in den Nachkriegsjahren bald zu einer der begehrtesten Künstlerinnen Deutschlands, die im Publikum und bei ihren Malerfreunden große Bewunderung erlangt. „Sie ist ganz Kunst", so stellte Alexej von Jawlenski fest.

Zur Ausstellung im Kunsthaus Apolda Avantgarde, die um die 80 Werke zeigen wird, erscheint ein ausführlicher Katalog mit wissenschaftlich fundierten Texten.

Kuratoren: Tom Beege, M.A., Dr. Andrea Fromm, Hamburg

Mehr Informationen

Adresse

Kunsthaus Apolda Avantgarde
Bahnhofstraße 42
99510 Apolda, Deutschland
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